Im Bundesland Thüringen lag der Anteil der Erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch im Jahr 1990 bei gerade einmal 0,39 % und steigerte sich bis 2000 auf 2,41 %1. Im ersten Jahrzehnt nach der Wiedervereinigung war die Nutzung der Erneuerbaren Energien noch sehr gering, Energieträger waren dabei hauptsächlich Wasserkraft und Biomasse. Ab dem Jahr 2000 setzte, nicht zuletzt durch die Inkraftsetzung des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), ein starker Aufschwung beim Ausbau der Erneuerbaren Energien ein.2 Im Jahr 2011 erreichten die Erneuerbaren Energien bereits einen Anteil von 20 % des Endenergieverbrauches in Thüringen. Nach Angaben des Thüringer Landesamt für Statistik (TLS) und dem Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Technologie (TMWAT) wurden über die Erneuerbaren Energien folgende Anteile realisiert:

  • im Strombereich (Nettostromverbrauch)3 27,5 %
  • im Wärmebereich 24,8 %
  • im Kraftstoffbereich 5,5 %.

In Zukunft soll sich laut Koalitionsvertrag der Landesregierung vom 20.11.2014 der Anteil der Erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch bis 2020 auf 35 %. In nur 25 Jahren, im Jahr 2040, soll der Freistaat bereits seinen Eigenenergiebedarf bilanziell durch einen Mix aus 100 % regenerativer Energie selbst decken können. Die Thüringer Landesregierung will diese Ziele durch einen verstärkten Ausbau der Erneuerbaren Energien, die bessere Ausschöpfung von Energieeffizienzpotenzialen sowie durch die notwendige Anpassung der Netzstrukturen an die sich verändernden Bedingungen erreichen.4

Erneuerbare Energien-Branche in Thüringen

Abb.: Unternehmensanzahl im Wertschöpfungsbereich Produktion und Dienstleistung der Erneuerbaren Energien-Branche in Thüringen
Abb.: Unternehmensanzahl im Wertschöpfungsbereich Produktion und Dienstleistung der Erneuerbaren Energien-Branche in Thüringen

Im Freistaat Thüringen sind 260 Unternehmen im Wertschöpfungsbereich Produktion und Dienstleistung mit einem Schwerpunkt bzw. einem signifikantem Anteil in der Branche Erneuerbare Energien und Energiespeicherung aktiv (Stand 2013). Mit einem Anteil von 43 % dominiert hierbei die Photovoltaik die Thüringer Branche. In der Zuordnung der Unternehmen entlang einer stilisierten Wertschöpfungskette wird ersichtlich, dass der Großteil der Unternehmen im Downstream-Bereich, d.h. in den Dienstleistungen der Erneuerbaren Energien-Branche aktiv ist. Die Mehrzahl der Unternehmen der Erneuerbaren Energien-Branche in Thüringen ist auf mehreren Wertschöpfungsstufen tätig. Das Gros der Projektierer ist bspw. auch im Servicebereich aktiv bzw. betreibt eigene Erneuerbare Energien Anlagen. In Bezug auf Unternehmensgröße in Umsatz und Beschäftigung gemessen ist die Thüringer Erneuerbare Energien-Branche von kleinen und Kleinst-Unternehmen dominiert. 58 % der Unternehmen haben einen Umsatz von unter 2 Mio. Euro in 2012 erwirtschaftet. Gemeinsam mit der nächst höheren Kategorie generierten 83 % der Unternehmen unter 10 Mio. Euro Umsatz. Die Beschäftigungssituation ist analog hierzu, so dass 79 % aller Unternehmen der Erneuerbaren Energien-Branche in Thüringen im Jahr 2012 weniger als 50 Mitarbeiter besaßen.5

Umsatz und Beschäftigte nach Unternehmensanzahl in Thüringen
Abb.: Umsatz und Beschäftigte nach Unternehmensanzahl in Thüringen
Umsatz der Erneuerbare Energien-Branche nach Wertschöpfungsbereichen und Wirtschaftszweigen
Abb.: Umsatz der Erneuerbare Energien-Branche nach Wertschöpfungsbereichen und Wirtschaftszweigen

Die Erneuerbare Energien-Branche im Land Thüringen erwirtschaftete im Jahr 2012 einen Umsatz von 2,1 Mrd. Euro und erreichte eine Beschäftigung von 7.640 Personen. Die größte Wertschöpfung wurde hierbei im Wertschöpfungsbereich Produktion und Dienstleistungen für Erneuerbare Energien mit 1,1 Mrd. Euro erarbeitet. Die Installation von Erneuerbare Energien-Anlagen umfasste in 2012 ein Volumen von 600 Mio. Euro, wobei Windenergie- und Photovoltaik-Anlagen hierbei 89 % dieser Investitionen umfassten. Die Erneuerbare Energien-Anlagen erwirtschaftet im Jahr 2012 ein Umsatz in Thüringen von knapp 430 Mio. Euro. Den größten Anteil dabei trug die Bioenergie mit insgesamt 86 %. Über die einzelnen Wirtschaftszweige betrachtet, zeigt sich jedoch die Dominanz der Photovoltaik, gefolgt von Windenergie, Biogas und Biomasse.5

Chancen der Erneuerbare Energie-Branche in Thüringen5:

  • Großes Marktpotential im Wachstumsfeld
  • Thüringen als Modellstandort für Erneuerbare Energien – Demonstrations- und Pilotprojekte
  • Interdisziplinärer Ansatz für EE-Systeme
  • Speicher als Entwicklungstreiber für die gesamte EE-Branche
  • Ausbau der Netze an Anforderungen der dezentralen Energieerzeugung
  • Internationalisierung von EE-Systemen/-Komponenten