Quelle: ZO.RRO II, TU Ilmenau
Klimaneutrale Industrie - Entwicklung digitaler Werkzeuge für Produktionsbetriebe
Die Thüringer Verbundprojekte ZO.RRO II KMU & ZO.RRO 2 for Glass Industry arbeiten in der zweiten Phase mit einem Gesamtbudget von über 5 Mio. Euro an innovativen Lösungen der angewandten Energieforschung für die klimaneutrale Industrie. Digitale Tools und deren Anwendung wurden auf der ZO.RRO II Konferenz vorgestellt.
Eines der Ziele von ZO.RRO ist es, mit digitalen Werkzeugen anhand von Pilotprojekten den Weg zur Dekarbonisierung der energieintensiven Industrien aufzuzeigen. Auf der ZO.RRO II Konferenz am 06. November 2024 wurden Praxiseinblicke in deren Anwendung in verschiedenen Branchen der Thüringer Industrie vorgestellt. Zudem präsentierten die Forschenden neue Erkenntnisse aus der Simulation und Optimierung von Produktionsanlagen sowie des künftigen Energiesystems für den gesamten Freistaat.
„Wir wollen Unternehmen in Thüringen auf dem Wege zur Klimaneutralität unterstützen, deshalb finanzieren wir das ZO.RRO Projekt von Anfang an. Weil die ersten Firmen zeigen wie es geht, fällt es vielen anderen Firmen schon leichter. Energieeffiziente und klimafreundliche Produktion ist für alle Unternehmen ein echter Standortvorteil", so der Thüringer Energieminister Bernhard Stengele.
„Es ist uns ein wichtiges Anliegen, die Dekarbonisierung der energieintensiven Industrien auch durch Forschungsprojekte zu unterstützen und voranzutreiben. Die enge Kooperation von Wissenschaft und Unternehmen in Projekten wie ZO.RRO 2 führt zu neuen Lösungen und Innovationen, von denen andere lernen können“, so Stefan Besser vom Referat Energieforschung des Bundeswirtschaftsministeriums.
Ein Beispiel der digitalen Werkzeuge des Projektes ist das auf einem Open-Source-Tool basierende Energiesystemmodell Thüringens, welches stetig weiterentwickelt wird. Prof. Dr.-Ing Viktor Wesselak von der Hochschule Nordhausen, Leiter des ZO.RRO II KMU Projektes, erläutert: „Besonders stolz sind wir auf die neu entstandene grafische Benutzeroberfläche, die eine Nutzung mit vorprogrammierten Elementen intuitiv ermöglichen soll und die Nachvollziehbarkeit der Energiesystemmodellierung stärkt.“
ThEEN fungiert im Projekt als Multiplikator und konnte das Tool der Hochschule für die Anwendung bei Unternehmen weiterentwickeln. Das sogenannte „Z.ENO Tool“ ermöglicht es bei Thüringer Produktionsbetrieben der Chemie-, Metall-, Maschinenbau-, Elektronik- und Kunststoffindustrie das Energiesystem digital abzubilden und anhand detaillierter Verbrauchsmessungen Zukunftsszenarien für eine klimaneutrale Versorgung zu berechnen. „Die Umstellung der Energieversorgung ist notwendig, um Standorte und Arbeitsplätze zu sichern. Wir haben in der mehrjährigen Begleitung der Unternehmen festgestellt, dass es sich lohnt das Energiethema zur Chefsache zu erklären und die Mitarbeitenden bei den Veränderungsprozessen mitzunehmen.“ so Jana Liebe, Geschäftsführerin des Thüringer Erneuerbare Energien Netzwerks (ThEEN) e.V. und Leiterin der ZO.RRO-Gesamtkommunikation. „Letzteres werden wir ab 2025 in ZO.RRO noch stärker unterstützen.“
Ein weiteres Beispiel ist der energetische digitale Produktionszwilling der Technischen Universität Ilmenau, dessen Anwendbarkeit auf die Glasindustrie auf der Konferenz vorgestellt wurde. Projektleiter Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dirk Westermann erläutert: „Wir entwickeln im ZO.RRO 2 Projekt mehrere digitale Werkzeuge und innovative Dienstleistungen, um Transformationsprozesse in der Industrie schneller umzusetzen. Im Ergebnis des Projektes werden wir am Beispiel der beteiligten Industriepartner zeigen, dass die neuartigen Energie- und Produktionsplanungsmethoden die Energiekosten der Unternehmen senken können. Von den Pilotprojekten in den Thüringer Produktionsstandorten profitieren nicht nur die beteiligten Unternehmen. Durch die Übertragbarkeit der Fallbeispiele auf weitere Industrien, kann insgesamt eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie erreicht werden.“
Das Vorhaben ZO.RRO KMU wird mit 2,3 Mio. Euro vom Thüringer Energieministerium unterstützt. Das Projekt ZO.RRO 2 – Zero Carbon Cross Energy System for Glass Industry verfolgt mit sieben Projektpartnern und einer Förderung von insgesamt 2,9 Mio. Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz das Ziel, am Beispiel der Thüringer Glasindustrie und der metallverarbeitenden Industrie zu zeigen, wie eine hochverfügbare, nachhaltige und wirtschaftliche Elektroenergieversorgung umgesetzt werden kann.
Foto (v. l. n. r.): Stefan Besser (BMWK), Jana Liebe (ThEEN), Bernhard Stengele (TMUEN), Prof. Dr. Dirk Westermann (TU Ilmenau)