Grüne Wärmeversorgung Thüringens bis 2040 – innovative Konzepte mit breitem Energiemix
Wie kann die Wärmewende in Thüringen bis 2040 gelingen? Darüber diskutieren Thüringens Wärmeversorger zur Thüringer Wärmetagung 2023 am 26. April im Steigerwaldstadion Erfurt. Zu den 240 Teilnehmenden zählt auch Thüringens Energieminister Bernhard Stengele (Grüne).
Nach dem Thüringer Klimaschutzgesetz [§8(5) ThürklimaG] waren alle Wärmeversorger verpflichtet, bis Ende letzten Jahres Konzepte vorzulegen, wie sie ihre Wärmenetze bis 2040 dekarbonisieren können. Zentrale Ergebnisse dieser Wärmenetzstrategien für den urbanen sowie den ländlichen Raum präsentierten sie heute relevanten Akteuren aus Politik, Verwaltung, Industrie, Wohnungswirtschaft und Verbänden. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Thüringer Erneuerbare Energien Netzwerk (ThEEN) e.V. im Auftrag der 36 Thüringer Wärmeversorger unter Führung der Stadtwerke Energie Jena-Pößneck GmbH, der TWS Thüringer Wärme Service GmbH und der SWE Energie GmbH.
Die Besonderheit: Bei der Dekarbonisierung der Wärmeversorgung im Freistaat arbeiten 36 Versorgungsunternehmen eng zusammen, entwickelten große Teile der Wärmenetzstrategien gemeinsam. Die Konzepte mit teils innovativen technischen Lösungen liegen nun dem Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz zur Prüfung vor. Dabei setzen die Unternehmen auf einen breiten Mix erneuerbarer Energiequellen, von Geo-, Fluss- und Solarthermie über Abwärmenutzung, Großwärmepumpen bis zu Biogas und grünen Wasserstoff. Erste Ergebnisse zeigen, dass mit der Umsetzung der Thüringer Wärmenetzstrategien die Dekarbonisierung der Thüringer Wärmeversorgung bereits bis 2030 zu 50 Prozent erfolgen und bis 2035 auf einen Anteil von 80 Prozent gesteigert werden kann, sofern die Rahmenbedingungen dafür gesetzt werden.
Thüringens Energieminister Bernhard Stengele würdigt die Kooperationsbereitschaft der Energieversorger und den regen Austausch zur heutigen Wärmetagung: „Bis 2040 soll der Energieverbrauch bilanziell zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien kommen, auch beim Heizen von Gebäuden. Das sind Zielsetzungen, die wir nur gemeinsam erreichen. Ich bin überzeugt, dass uns dies gelingen wird. Denn die Konzepte der Thüringer Wärmeversorger sind klug, passgenau und durchdacht. Damit liegt eine gute Basis für die Transformation zu klimafreundlicher Wärme in Thüringen.“
Tobias Wolfrum, Geschäftsführer der Stadtwerke Jena betont: „Wir stehen hinter den Zielen der Wärmewende und arbeiten mit ganzer Kraft daran. In unserer Wärmenetzstrategie konnten wir zeigen, dass es technisch möglich ist, eine Großstadt wie Jena klimaneutral mit Wärme zu versorgen. Doch zur Umsetzung dieser Konzepte braucht es eine gemeinsame Strategie und ein Zusammenspiel von Gesellschaft, Politik, Verwaltung und Unternehmen.”
Gerade die Stadtwerke stelle die Wärmewende vor große Herausforderungen, da unter dem Dach der Unternehmensverbünde neben der Energiesparte auch der Bereich Wohnen enorme Investitionen zu stemmen habe. Dafür brauche es Unterstützung auf politischer Ebene, etwa in Form langfristiger Förderprogramme und auf Verwaltungsebene, etwa durch unkomplizierte Flächenbereitstellung, beschleunigte Genehmigungsverfahren oder die Sicherung und Ausweisung weiterer Fernwärmevorranggebiete, so Wolfrum weiter.
In einem hochkarätig besetzten Programm präsentieren die Köpfe der Thüringer Wärmewende heute differenzierte technologische Ansätze zur klimaneutralen Wärmeversorgung, darunter auch ein Projekt der Stadtwerke Erfurt mit Leuchtturmcharakter – nicht nur in Thüringen, sondern deutschlandweit. „Die SWE Energie GmbH verfolgt das Ziel, die Fernwärme zur Versorgung von 86.000 Erfurtern über ein 60 MW Tiefengeothermie-Heiz(kraft)werk weitestgehend zu dekarbonisieren.“, kündigt SWE-Geschäftsführer Karel Schweng an.
Möglich macht es das Vorkommen von geeignetem Gestein (sogenanntes Kristallin) im Thüringer Becken. Um die saubere Energie nutzbar zu machen ist eine Bohrung mit Ablenkungen bis in etwa 7.000 Meter Tiefe notwendig. Wichtig ist hierbei zu betonen, dass es sich bei dieser Technologie nicht um Fracking handelt. Mittels einer Probebohrung muss evaluiert werden, wie genau der tiefe Untergrund erschlossen wird. Die benötigten Fördermittel entscheiden über den weiteren Verlauf des Projektes.
„Wir versprechen uns mit der Bohrung nicht nur Erkenntnisse für Erfurt, sondern für das ganze Thüringer Becken.“ so Schweng. Wenn alles glatt läuft, könnte das Erfurter Fernwärmenetz bereits ab 2026 vom natürlichen Wärmetausch tief in der Erde profitieren.
TEAG arbeitet seit Jahren an der Energie-, Wärme- und Verkehrswende im Bund und im Land Thüringen ambitioniert mit. Das Engagement umfasst dabei die gesamte energiewirtschaftliche Wertschöpfungskette, von der regenerativen Erzeugung über Netzausbau und Digitalisierung zur Integration von Erneuerbaren Energien in das Energiesystem bis hin zu Grünstromprodukten und Elektromobilität.
Mit Projekten im Quartier, kalten Nahwärmenetzen u.v.m. hat TEAG innovative und preisgekrönte Lösungen für die Wärmewende gerade auch im ländlichen Bereich umgesetzt. Und auch der Aus- und Umbau ihrer konventionellen Erzeugung trägt den Anforderungen der Energie- und Wärmewende durch mehr gesicherte Leistung, Steigerung der Effizienz und Erhöhung der Flexibilität Rechnung.
„Den Umbau des Energiesystems in Deutschland und vor allem Thüringen werden wir weiter engagiert begleiten und hierzu unsere Investitionen vor allem in Netze, Digitalisierung und grüne Wärme deutlich erhöhen. Dies in enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit allen relevanten Partnern, vor allem der Thüringer Landespolitik, den Thüringer Stadtwerken und unseren Kunden. Die heutige Veranstaltung ist ein wichtiger Schritt zur Umsetzung der Wärmewende in Thüringen, den wir gerne begleiten.“, so Dr. Andreas Roß, Vorstand der TEAG Thüringer Energie AG.