Quelle: Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz
Wasserstoff: Kabinett beschließt Landesstrategie
Die Landesregierung hat heute die unter Federführung des Umweltministeriums erarbeitete Thüringer Wasserstoffstrategie beschlossen.
Grüner Wasserstoff aus erneuerbarer Energie soll in den kommenden Jahren ein entscheidender Energieträger für die Klimaneutralität Thüringens werden. Voraussetzung dafür ist der konsequente Ausbau der erneuerbaren Energien. Investitionen in Forschungsstandorte sowie Musterprojekte sind die Kernelemente der Strategie.
„Raus aus Öl und Gas, rein in erneuerbare Energien und klimafreundliche Technologie, das ist Thüringens Weg beim Klimaschutz. Dezentral, Regional und Erneuerbar. Auf dem Weg zur Klimaneutralität in den Sektoren Strom, Wärme, Verkehr, Industrie und Landwirtschaft braucht es verschiedene Technologien. Wasserstoff übernimmt hier eine zentrale Rolle. Denn regional und grün produziert, sorgt Wasserstoff für hochwertige Arbeitsplätze, Einkommen und Wohlstand hier vor Ort. Entscheidend dabei ist, dass wir für die Produktion von grünem Wasserstoff auch ein ambitioniertes Ausbauziel von regenerativen Energien in Thüringen mitdenken müssen“ erklärt Umweltministerin Anja Siegesmund.
Wasserstoff sollte nur in Bereichen zum Einsatz kommen, bei denen eine Dekarbonisierung durch andere Technologien nur schwer zu leisten ist. Für Thüringen sollen dies Anwendungen in Hochtemperatur-Industrieprozessen (Glas- und Keramik-Industrie) und im Verkehrsbereich (Schwerlastfahrzeuge, Busse, Züge) bedeuten. Wasserstoff wird nach den Plänen der Landesregierung den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen beschleunigen. Der damit verbundene Strukturwandel biete immense Chancen für Thüringens Unternehmen, vom Wachstumsmarkt Wasserstoff zu profitieren, so Siegesmund.
Ein Zweiklang aus Praxisprojekten sowie Forschung und Entwicklung für neue Technologien, flankiert von passgenauen Förderprogrammen, soll für den nötigen Schwung beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Thüringen sorgen. Mindestens 20 Millionen EUR sind im laufenden Programm des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) bereits eingeplant. Weitere Mittel sind für das kommende EFRE-Programm ab nächstem Jahr vorgesehen. Für Busantriebe mit Batterie oder Wasserstoff hat die Landesregierung zudem mindestens 5 Millionen EUR an eigenen Mitteln zur Verfügung. Von den bereits vorgesehenen Milliarden, die die Wasserstoffstrategie der Bundesregierung bundesweit vorsieht (allerdings primär für Großprojekte mit großindustriellen Prozessen, wo bisher Erdgas oder Erdöl eingesetzt wurde), sollen möglichst Mittel auch nach Thüringen fließen. Hier findet ein reger Austausch mit der Bundesebene statt. Die Landesstrategie enthält u.a. diese Bündelungen:
Zwei neue Forschungsstandorte
- Im Gewerbe- und Industriegebiet „H2 -Region Thüringen/Franken (Sonneberg-Süd)“ stehen nicht nur Entwicklungsflächen für Wasserstofftechnologien bereit. Ein neues Forschungszentrum – das Institut für angewandte Wasserstoffforschung - hat in Sonneberg bereits mit der Aufbauarbeit begonnen. Forschung und praktische Anwendung mit marktreifen Produkten finden hier zueinander.
- Der zweite Forschungsstandort ist im Industriegebiet „Erfurter Kreuz“ geplant. Der dortige Forschungscampus soll zum Anwendungszentrum für Wasserstoff-Technologien ausgebaut werden. Ziel ist es, ein Zentrum für den Aufbau und die Demonstration großserientauglicher Elektrolyse-Anlagen zu etablieren. Wie ein Magnet sollen das Zentrum lokale Unternehmen und Zulieferindustrie anziehen.
Beide Forschungsstandorte werden von der Landesregierung mit 11 Mio. EUR gefördert.
Wasserstoff-Impulse
An besonders geeigneten Standorten läuft bereits heute die Entwicklung von Wasserstoff-Technologien und -anwendungen. Diese Projekte werden von Landesseite intensiv unterstützt, damit sich die Lösungen und ihre Anwendung aus diesen Regionen in das Umland hinein entwickeln. Einige Initialregionen haben sich bereits auf den Weg gemacht oder stecken in den Vorbereitungen.
Für die Initialregion Schwarzatal wurde 2020 eine Machbarkeitsstudie zur Weiterentwicklung der Region mithilfe von innovativen Wasserstoffinfrastrukturen in Ergänzung zum geplanten Wasserstoffzug durchgeführt. Hierbei wurden wesentliche Handlungsfelder einer Wasserstoffanwendung im Schwarzatal betrachtet: Mobilität, erneuerbare Energien, H2-Erzeugung sowie Bildungs- und Öffentlichkeitsbereich. Die Studie zeigt, dass der Wasserstoffzug weitere innovative Impulse in der Region mit sich bringen kann und so positive Effekte für die regionale Wirtschaft und Gesellschaft entstehen können. Welche genau das sein werden, wird aktuell in einem Zukunftsvertrag erarbeitet.
In Mühlhausen ist ein Projekt angedacht, indem ein Elektrolyseur mit PV-Strom grünen H2 vor Ort erzeugen soll. Verschiedene Machbarkeitsstudien zu diesem Projekt wurden bereits durchgeführt und analysierten unter anderem die regionalen Potentiale der H2-Nutzung vor Ort. Es ist geplant, eine H2-Tankstelle in Mühlhausen zu errichten und den grünen H2 für wasserstoffbetriebene Überlandbusse einzusetzen.
In Nordhausen wird in einer Machbarkeitsstudie die Umstellung des Stadtwerke-Fuhrparks auf regional erzeugten Wasserstoff geprüft. Mit der Hochschule Nordhausen gibt es zudem Expertise im Bereich der erneuerbaren Energien und auf dem Gebiet der Wasserstoffforschung. Verschiedene Unternehmen in und um Nordhausen entwickeln Wasserstoffmotoren für den stationären und mobilen Einsatz oder exportieren die Technik für Wasserstoff-Tankstellen weltweit.
In Bad Langensalza ist der stufenweise Aufbau eines cross-industriellen Verbunds geplant. Neben der Bereitstellung grünen Stroms für örtliche Gewerbe- und Industriebetriebe wird die Etablierung einer regionalen Wasserstoff-Wertschöpfungskette von der Erzeugung bis zur Nutzung fokussiert. Der vor Ort erzeugte grüne Wasserstoff soll für verschiedene Anwendungen, beispielsweise in Verkehr oder Industrie, genutzt werden.
Der langfristige Einsatz von grünem Wasserstoff für Regionalbusse mit Brennstoffzellen und Elektroantrieb wurde in den Thüringer Landkreisen Weimarer Land, Sömmerda und Sonneberg sowie dem Zweckverband ÖPNV Saale-Orla und der Stadt Weimar in Machbarkeitsstudien untersucht.