Quelle: Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz
Wasserstoff: Entwurf für Thüringer Landesstrategie liegt vor
Umweltstaatssekretär Olaf Möller erklärt dazu:
„Grüner Wasserstoff aus Wind- und Sonnenenergie wird für den Klimaschutz immer wichtiger. Damit können wir vor allem im Schwerlastverkehr klimaschädliche Energieträger ersetzen. Für ambitionierte Projekte wollen wir Fördermittel des Bundes nach Thüringen lenken und Klimaschutz mit Innovation und Wirtschaftskraft verbinden.“
Bis zum Jahresende soll unter Mithilfe von Wirtschaft und Wissenschaft aus dem Entwurf eine finale Fassung entstehen, die dem Kabinett vorgelegt wird. Die Taskforce Wasserstoff ist eine interministerielle Arbeitsgruppe auf Ebene des Staatssekretärs und der Staatssekretärinnen aus Umwelt- und Energieministerium, dem Wirtschafts- und Wissenschaftsressort und dem Infrastrukturministerium. Gemeinsam arbeitet das Gremium an Anwendungsmöglichkeiten für Wasserstofftechnologien in Thüringen, entwickelt Schlüsselprojekte und definiert Maßnahmen, mit denen die Landesregierung die Entwicklung von Wasserstoffprojekten ergänzend zu den Maßnahmen des Bundes unterstützen kann.
Nach der Nationalen Wasserstoffstrategie des Bundes werden Anwendungen primär dort liegen, wo direkte Stromnutzung aus erneuerbaren Energien nur mit erheblichen Schwierigkeiten möglich ist, also beispielsweise in Hochtemperatur-Schmelzprozessen (Stahl-, Aluminium-, Glas-Schmelze, etc.) und im Verkehr (Schwerlast-, Bus-, Schienenverkehr, Luftfahrt). Verschiedene dieser Anwendungsbereiche nimmt auch die Thüringer Strategie in den Fokus und benennt Pilotprojekte und Unterstützungsmaßnahmen für diese Projekte. Diese Bereiche sind für die IMAG besonders wichtig:
- Forschung: Die vorhandene Forschungsinfrastruktur in Thüringen bietet sowohl im Bereich der Grundlagenforschung als auch in der angewandten Forschung in vielen Teilbereichen günstige Voraussetzungen für die Entwicklung von Komponenten der Wasserstoffwirtschaft und deren Umsetzung in Pilotanlagen und –systemen
- Anwendung: Im Mobilitätssektor gibt es Bereiche, welche sich nur schwer oder überhaupt nicht elektrifizieren und dekarbonisieren lassen. Dazu zählen neben der Luft- und Schifffahrt auch der Schwerlast- und Fernverkehr. Überall da, wo viel Gewicht über lange Strecken transportiert werden muss ist ein Wasserstoffantrieb einem batterieelektrischen Antrieb überlegen. Perspektivisch ließen sich auch
beiderzeit noch erdgasbasierten KWK-Anlagen auf die Verbrennung von Wasserstoff umstellen. Energiespeicherung wird bei der Umstellung des Energiesystems auf regenerative Erzeugungstechniken eine zentrale Rolle spielen - ein Vorteil für Wasserstoff, da mit ihm große Energiemengen über lange Zeit speicherbar sind.
In Thüringen könnten – so der vorliegende Strategie-Entwurf – Initialregionen entstehen, in denen verstärkt Förderprogramme zum Einsatz kommen sollten. Dazu gehören u.a.
- Erfurter Kreuz: Die Technologiestandorte Erfurter Kreuz und GVZ aufgrund der Lage am Autobahnkreuz A4/A71 infrastrukturell besonders gut angeschlossen. Das bietet neben einem guten Standort für eine H2-Tankstelle für die LKW-Logistik auch gute Voraussetzungen für die Ansiedlung neuer Unternehmen und begünstigt die Bereitschaft zur Umstellung vorhandener Fahrzeuge auf Wasserstoffantrieb.
- Nordhausen: Nordhausen besticht durch das breite Spektrum laufender Wasserstoffaktivitäten und Kompetenzen auf diesem Gebiet. Es wird gegenwärtig eine Machbarkeitsstudie bei den Stadtwerken Nordhausen zur regionalen Wasserstoffproduktion und der Umstellung des Fuhrparks erarbeitet. Eine weitere Machbarkeitsstudie prüft die Umrüstung einer Dampflok der Harzer Schmalspurbahn auf Wasserstoffantrieb. Mit der Hochschule Nordhausen gibt es zudem Expertise im Bereich der erneuerbaren Energien und auf dem Gebiet der Wasserstoffforschung.
- Schwarzatal: Im Rahmen der Testfahrt des Wasserstoff-Brennstoffzellenzugs auf der Bahnlinie zwischen Rottenbach und Katzhütte und dem IBA-Projekt „Bahnhof Rottenbach“ wird in einer Machbarkeitsstudie die regionale Wasserstofferzeugung und –Anwendung in der Modellregion Schwarzatal untersucht und Mitte Dezember vorgestellt. Neben dem Mobilitätssektor ist auch die Gebäudeenergieversorgung Teil der Untersuchung und bei der Erzeugung des Wasserstoffs werden regionale Synergiepotentiale mit der bestehenden Biogasanlage geprüft. Mit dem Betrieb eines Brennstoffzellenzugs entsteht ein erster stetiger Wasserstoffbedarf in bedeutenden Größenordnungen, was für die initiale Realisierbarkeit eines solchen Vorhabens unerlässlich ist.
- Sonneberg: In Sonneberg steht gegenwärtig thüringenweit die einzige Elektrolyse-Anlage, wodurch die Erzeugung von grünem Wasserstoff mit anschließender Vertankung an PKWs und die Sauerstoffnutzung zur Abwasserreinigung bereits seit einiger Zeit erprobt wird.
Damit sind bereits erste Voraussetzungen für die regionale Wasserstofferzeugung und –Anwendung geschaffen, welche weiter ausgebaut und damit neue Wertschöpfungspotentiale generiert werden können. Das geplante Industriegebiet Sonneberg-Süd soll innerhalb der H2-Region Thüringen/Franken entstehen.