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Speichertechnologien sind wichtiger Schlüssel zur Energiewende

Erste Pilotanlage zur Direktmethanisierung von Biogas soll in Thüringer Agrarbetrieb errichtet werden

Das vom Freistaat Thüringen unterstützte Forschungsprojekt zur Energiespeicherung in Form von erneuerbarem Methan soll in den Praxistest gehen. Das Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) will an der Biogasanlage der Agrargesellschaft Neunheilingen (Unstrut-Hainich-Kreis) eine Pilotanlage errichten. Die Anlage soll mit Hilfe von Biogas den erneuerbaren Strom des benachbarten Boreas-Windparks in Form von Methan im Erdgasnetz speichern.

„Das Projekt ist in mehrerer Hinsicht zukunftsweisend. Es nutzt erneuerbar erzeugten Windstrom sowie grundlast- und speicherfähige Bioenergie, um Nachfrage und Angebot auf dem Energiemarkt auszugleichen. Zur Speicherung der Energie dient eine bereits vorhandene Infrastruktur, das Erdgasnetz, welches eine Speicherkapazität von mehreren Monaten besitzt. Die Technologie hat das Potenzial, Energie in Form von Strom, Kraftstoff und Wärme zu liefern“, sagte Thüringens Umweltminister Jürgen Reinholz heute bei der Vorstellung des geplanten Projektes in Erfurt.

Nach mehrjähriger Entwicklung und Erprobung der Power-to-Gas-Direktmethanisierungs-Technologie durch das IWES soll sie nun in der landwirtschaftlichen Praxis so weiterentwickelt werden, dass sie wirtschaftlich betrieben werden kann.

Nach Wunsch der Projektpartner sollen die Praxisversuche drei Jahre laufen. Neben dem Eigenanteil, den jeder Partner einbringt, hoffen IWES, Boreas Energie und die Agrargesellschaft auf öffentliche Fördermittel aus dem europäischen ELER-Fonds für so genannte „Operationelle Gruppen im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“. Das entsprechende Thüringer Programm zur Entwicklung des ländlichen Raums liegt noch zur Bewilligung bei der EU.

„Das ländliche Thüringen ist hervorragend geeignet für diese Technologie. Biomasse wird dezentral verwertet, wo sie anfällt. Die Direktmethanisierung ist eine effiziente und perspektivisch wirtschaftlich interessante Alternative, um Biogasanlagen in Thüringen flexibler zu nutzen und damit den ländlichen Raum sowie die Landwirtschaft für die Zukunft zu stärken. Das schafft Einkommen im ländlichen Raum und Versorgungssicherheit“, sagte Minister Reinholz.

Hintergrund

Die flexible Stromerzeugung aus Biomasse kann bei steigenden Anteilen der volatilen Wind und Sonnenenergie dazu beitragen, erneuerbare Energien in das Stromversorgungssystem zu integrieren. Das IWES hat die Direktmethanisierung von Biogas bereits experimentell nachgewiesen und die Machbarkeit aufgezeigt. In einem ersten Schritt fließt hier Strom in einen Elektrolyseur und spaltet dort Wasser in Sauer- und Wasserstoff. Im zweiten Schritt reagiert der Wasserstoff in einem speziellen Reaktor direkt mit dem Biogas, ohne vorherige Abtrennung des CO2.

Das so erzeugte Methan kann anschließend als synthetisches Gas im vorhandenen Gasnetz gespeichert, im Gaskraftwerk in Strom zurück verwandelt sowie als Kraftstoff oder zum Heizen direkt genutzt werden.

Bereits im Februar 2012 hatten die Bundesländer Hessen und Thüringen sowie das Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) in Kassel eine Kooperationsvereinbarung zum gemeinsamen Forschungsprojekt unterzeichnet.