Quelle: Europäischer Biogas Verband EBA

Der Biogas-Sektor soll bis 2030 20% der derzeitigen EU-Gasimporte aus Russland abdecken

Auch in Deutschland sind kurzfristige Steigerungspotenziale mit einfachen Anpassungen möglich

Die am 8. März veröffentlichte Mitteilung der Europäischen Kommission REPowerEU ist ein entscheidender Schritt zur raschen Entwicklung der Biogasbranche in Europa. Harmen Dekker, CEO des Europäischen Biogasverbandes (EBA), erklärt dazu: "Europa muss sich dringend breiter aufstellen und seine Abhängigkeit von russischem Gas verringern - und gleichzeitig seine Ambitionen im Hinblick auf die Klimaziele verstärken. Die Branche ist bereit, die von der EU vorgeschlagenen 35 Mrd. Kubikmeter bis 2030 zu liefern und fordert die Aufnahme dieses Ziels in die Neufassung der Richtlinie über erneuerbare Energien (RED III), die derzeit ausgearbeitet wird.

Eine enge Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Kommission, den Mitgliedstaaten und der Biogas-Wertschöpfungskette wird erforderlich sein, um im Anschluss an die heutigen Vorschläge sofortige Maßnahmen zu ergreifen. Das Biogas-Ziel entspricht mehr als 20 % der derzeitigen Gaseinfuhren der EU aus Russland. Bis 2050 kann sich dieses Potenzial verdreifachen und auf weit über 100 Mrd. Kubikmeter anwachsen und 30-50 % des künftigen EU-Gasbedarfs decken".

Der EBA hat in den letzten Jahren intensiv daran gearbeitet, nachhaltiges Biogas als eine wesentliche erneuerbare Energiequelle zu etablieren. In den letzten Monaten wurde diese Arbeit im Rahmen der Initiative für nachhaltiges Biogas intensiviert. Dafür hat die EBA zusammen mit Common Futures und Vertretern der Biogas-Wertschöpfungskette Gespräche mit der Europäischen Kommission und verschiedenen Mitgliedstaaten aufgenommen. Um das heute vorgestellte Ziel zu erreichen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor erforderlich, um Kapitalinvestitionen anzureizen. Die deutliche Steigerung der Biogasproduktion wird den EU-Bürgern erschwingliche und nachhaltige Energie sichern und die Widerstandsfähigkeit der EU-Wirtschaft fördern.

"Einige Länder sind bereits aktiv an der Entwicklung der Biogasproduktion in Europa beteiligt. Viele andere beginnen jetzt damit, dieses Potenzial zu erschließen. Konzertierte Maßnahmen in allen Mitgliedstaaten werden entscheidend sein, um die Energiesicherheit mit einem skalierbaren grünen Gas in den kommenden Monaten und Jahren zu erhöhen“, unterstreicht Harmen Dekker. Die gesamte Versorgungskette der Biogasproduzenten und -nutzer ist bereit, weiter in den Sektor zu investieren und mit Unterstützung der nationalen und europäischen Entscheidungsträger erneuerbares Gas für Europa bereitzustellen.

Für Deutschland, wo heute schon mehr als die Hälfte aller europäischen Biogasanlagen stehen, fordert der Fachverband Biogas e.V. drei kurzfristige Maßnahmen, um das vorhandene Potenzial schnell zu heben:

  • Die Abschaffung der Höchstbemessungsleistung (also die Deckelung der Produktionskapazität)
  • Mehr Flexibilität beim Substrateinsatz
  • Weniger bürokratische Hürden und schnellere Entscheidungen bei Genehmigungen

„Mit den genannten Maßnahmen könnten wir in Deutschland die Energieerzeugung aus Biogas kurzfristig um 20% steigern. Mittel- bis langfristig ließe sich die Biogaserzeugung von heute 95 Terawattstunden mindestens verdoppeln, ohne dafür die Anbauflächen konventioneller Energiepflanzen zu erhöhen – was einem Drittel der aktuellen Gasimporte aus Russland entspräche“, versichert Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer im Fachverband Biogas. Die kurzfristigen Maßnahmen sind ein Angebot der Biogasbranche, um die Energieversorgung – insbesondere im Hinblick auf den kommenden Winter – verstärkt aus heimischen Quellen zu sichern.