Quelle: TMWWDG, Fraunhofer IKTS
Batterie-Innovations- und Technologie-Center eröffnet am Erfurter Kreuz
Mit einer Förderung des Freistaats Thüringen über 13,5 Millionen Euro nimmt das Batterie-Innovations- und Technologie-Center (kurz: BITC) am 10. Juli 2020 im Industriegebiet Erfurter Kreuz seine Arbeit auf. Die Eröffnung unter Anwesenheit von Professor Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, Marco Wanderwitz, Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Länder, Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee und weiteren Gästen aus Politik, Wirtschaft und Presse markiert einen wichtigen Schritt beim Ausbau und der Vernetzung der Aktivitäten im Bereich der Batterie- und Energiespeichertechnik in Thüringen. Als Außenstelle des Fraunhofer-Instituts für Keramische Technologien und Systeme IKTS ist das BITC an eines der größten Batterieforschungsinstitute Deutschlands angebunden und greift auf starke Verbindungen in die Wirtschaft zu.
Den Aufbau des Centers zu einem europaweiten Leuchtturm für energieeffiziente und ressourcenschonende Batteriefertigung unterstützt das Land Thüringen in den kommenden fünf Jahren. Die Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen (LEG) hat den Gebäudekomplex mit ca. 5000 m² Büro- und Technikflächen für die Nutzung durch das Fraunhofer IKTS erworben. Mit Blick auf den Transformationsprozess in der Automobil- und Energiewirtschaft wird das BITC Lösungen für die vernetzte, digital unterstützte Produktion und Qualitätssicherung von Batteriezellen und -modulen erarbeiten. Dabei kommen keramische Materialien, hochmoderne Sensorik und zerstörungsfreie Prüfverfahren zum Einsatz. Bei der Fertigung von Batteriezellen und Batteriemodulen ist die Skalierung, das heißt die Produktion von Bauteilen in millionenfacher Anzahl bei gleichbleibender hoher Qualität, eine große Herausforderung. Daher werden Forschende am BITC auf industrienahen partiellen Pilotlinien Technologieketten simulieren und neue, datengetriebene Ansätze der Prozessüberwachung und Steuerung etablieren.
Enge Anbindung an die Industrie
»Diese Produktionsforschung hat eine enorme Bedeutung für den Ausbau neuer industrieller Kapazitäten in Thüringen und insbesondere in Ostdeutschland«, betont Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee. Das Forschungscenter sei ein wichtiger Baustein, um Thüringen in den nächsten Jahren zu einem führenden Batteriestandort zu entwickeln. Die Ansiedlung des BITC am dynamisch wachsenden Industriestandort Erfurter Kreuz ermöglicht zudem die Intensivierung bereits bestehender Kooperationen mit CATL. Der Weltmarktführer in der Entwicklung von Lithium-Ionen-Batterien für Elektrofahrzeuge, Energiespeicher- und Batteriemanagementsysteme wird bis 2022 sein erstes Europa-Werk am Standort Arnstadt errichten und ist in engem Kontakt mit dem Fraunhofer IKTS. „Die Etablierung des BITC ist ein Baustein im Rahmen unseres zukunftsorientierten Ansatzes, Produktion und Forschung am Standort zu vernetzen“, sagt Andreas Krey, Geschäftsführer der LEG. „Diese strategische Ausrichtung mit dem entsprechenden Commitment der Landesregierung war mit ein Grund für die positive Ansiedlungsentscheidung von CATL.“
Starke Vernetzung mit Thüringer Forschungslandschaft
Das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS betreibt anwendungsorientierte Forschung für Hochleistungskeramik. Die drei Institutsteile in Dresden und Hermsdorf (Thüringen) formen gemeinsam das größte Keramikforschungsinstitut Europas. Als Forschungs- und Technologiedienstleister entwickelt das Fraunhofer IKTS moderne keramische Hochleistungswerkstoffe, industrierelevante Herstellungsverfahren sowie prototypische Bauteile und Systeme in vollständigen Fertigungslinien bis in den Pilotmaßstab. Darüber hinaus umfasst das Forschungsportfolio die Kompetenzen Werkstoffdiagnose und -prüfung. Die Prüfverfahren aus den Bereichen Akustik, Elektromagnetik, Optik und Mikroskopie tragen maßgeblich zur Qualitätssicherung von Produkten und Anlagen bei. Das Fraunhofer IKTS arbeitet in neun marktorientierten Geschäftsfeldern, um keramische Technologien und Komponenten sowie zerstörungsfreie Prüfverfahren für neue Branchen, Produktideen und Märkte jenseits der klassischen Einsatzgebiete zu demonstrieren und zu qualifizieren. Dazu gehören keramische Werkstoffe und Verfahren, Maschinenbau und Fahrzeugtechnik, Elektronik und Mikrosysteme, Energie, Umwelt- und Verfahrenstechnik, Bio- und Medizintechnik, Zerstörungsfreie Prüfung und Überwachung, Wassertechnologie sowie die Material- und Prozessanalyse. Bei der Erforschung moderner Mobilitäts- und Energiespeichertechnologien, die auch über Lithium-Ionen Batterien hinausgehen, verfolgt man am neuen Forschungsstandort interdisziplinäre Lösungsansätze. »Die große Stärke des BITC liegt in der entwicklungsbezogenen Zusammenarbeit mit Thüringer Unternehmen und Forschungseinrichtungen. So bündeln wir das Know-how direkt am Standort der Batteriezellenproduktion«, betont der Leiter des BITC Dr. Roland Weidl. Kooperationen mit der Technischen Universität Ilmenau, den Hochschulen in Jena und Gera-Eisenach sowie mit hochspezialisierten KMUs aus der Region sind geplant. Darüber hinaus wird sich das Center in der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften aus der Region engagieren und Industrie 4.0-Konzepte in der Batteriefertigung und anderen Industriezweigen vermitteln.