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Staschewski: Durch Einsparung Abhängigkeit von russischen Energieimporten senken
In nur zehn Jahren kann Deutschland seine Importabhängigkeit von russischem Erdgas durch Energieeinsparung um mehr als die Hälfte reduzieren. Das geht aus einer Analyse des Beratungsunternehmens Ecofys im Auftrag der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF) hervor. „Deutschland importiert heute rund ein Drittel und damit den größten Teil seines Gasaufkommens aus Russland“, sagte Thüringens Wirtschaftsstaatssekretär Jochen Staschewski. Ein Umstieg auf andere Anbieter sei beim leitungsgebundenen Erdgas allerdings kaum möglich. „Wir brauchen mehr Anstrengungen, um den Energieverbrauch in der Industrie und im Gebäudebereich zu senken.“
Das sieht auch die Ecofys-Studie so: Demnach könnte der Gasverbrauch in der deutschen Industrie durch Energieeffizienzmaßnahmen wie Wärmerückgewinnung, optimierte Prozesse und den Einsatz effizienterer Dampf- oder Heizkessel um rund 51 Milliarden Kilowattstunden gesenkt werden. Im Gebäudebestand könnten weitere 84 Milliarden Kilowattstunden für Heizung und Warmwasser eingespart werden, wenn die derzeitige jährliche Sanierungsrate von derzeit ein auf mindestens zwei Prozent der Gebäude verdoppelt würde. Damit könnten in den kommenden zehn Jahren 20 Prozent der Bestandsgebäude auf einen guten Neubaustandard saniert werden.
„Die Einsparung von Energie ist die beste Art, Kosten zu sparen und Importabhängigkeiten zu reduzieren“, sagte Staschewski. Das Thüringer Wirtschaftsministerium hat deshalb für diesen Bereich schon frühzeitig geeignete Instrumente entwickelt. So wurde bereits im Jahr 2011 die Thüringer Energieeffizienzoffensive (ThEO) für Unternehmen gestartet. „Mit diesem Angebot ist Thüringen bis heute bundesweit Vorreiter“, so der Staatssekretär.
Neben Energieberatung und Investitionen in energiesparende Prozesse und Anlagen von Unternehmen können seit dem Jahr 2013 auch Energiesparmaßnahmen an Industrie- und Gewerbebauten gefördert werden. Zudem wird das Programm finanziell verstärkt: Künftig stehen für diesen Zweck ca. 6 Millionen Euro pro Jahr aus EFRE-Mitteln zur Verfügung (statt bisher rund 1 Million Euro). Im Jahr 2013 hat das Wirtschaftsministerium über ThEO 60 kleine und mittlere Unternehmen bei der Senkung ihres Energieverbrauchs unterstützt. Dabei waren Einsparpotentiale von neun Millionen Kilowattstunden pro Jahr ermittelt worden. Dies entspricht einer dauerhaften Kosteneinsparung von 1,2 Millionen Euro im Jahr – durchschnittlich rund 20.000 Euro pro KMU.
„Diese Ansätze wollen wir in Zukunft weiter ausbauen“, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Staschewski. „Nicht nur die Imporabhängigkeit, sondern generell steigende Energiepreise belasten die Unternehmen in Deutschland, aber auch hier bei uns in Thüringen.“ Jede eingesparte Kilowattstunde sei deshalb ein Beitrag zur Kostensenkung und zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit. „Mit unserer Energieeinspar-Förderung wollen wir die Betriebe dabei unterstützen, in diesem Bereich künftig noch aktiver zu werden.“
Hintergrund: Die Ecofys-Studie findet sich unter www.ecofys.com/de oder www.deneff.org/presse. Die „Thüringer Energieeffizienz-Offensive“ ist im Jahr 2011 als Beratungsprogramm gestartet und ab 2013 um ein investives Modul ergänzt worden. Kleine und mittlere Unternehmen können im ersten Schritt die Leistung von erfahrenen Energieberatern in Anspruch nehmen und dann – im zweiten Schritt – in energieeffiziente Produktionsanlagen und -technologien investieren. Mit bis zu 70 Prozent der Kosten wird die Beratungsleistung gefördert. Einen Zuschuss von bis zu 50 Prozent (maximal 50.000 Euro) erhält ein Unternehmen für die Investition in eine moderne Anlage.
Die Energieberatungen konzentrieren sich außer auf die klassischen Bereiche Heizung, Gebäudehülle und Beleuchtung vor allem auch auf die Produktionsprozesse im Unternehmen. Ziel ist, ein umfassendes Energiemanagementsystem im Unternehmen zu etablieren, das auch die Nutzung von Energiecontracting einschließen kann. Als Voraussetzung für eine erfolgreiche Beratung hat das Thüringer Wirtschaftsministerium gemeinsam mit Kammern und TÜV Thüringen Qualifikationsprofile für Berater definiert.
Die Thüringer Aufbaubank setzt das Programm um und berät die Unternehmen. Die Förderkonditionen finden Sie unter www.aufbaubank.de (→ Energieeffizenzmaßnahmen in KMU).