Quelle: Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft

Thüringer Delegation in Namibia und Südafrika

Tiefensee: Konkrete Projekte im Bau- und Energiesektor anstoßen

Mit einer 20 Mitglieder umfassenden Unternehmer- und Hochschuldelegation hält sich Thüringens Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee seit heute zu einem dreitägigen Besuch in Namibia und Südafrika auf. Stationen der Reise sind die Hauptstadt Windhuk und Okahandja in Namibia sowie Kapstadt in Südafrika. Auf dem Programm stehen die Teilnahme an einer großen Investorenkonferenz in Windhuk sowie weitere rund 20 politische und wirtschaftliche Termine. „Deutschland verbindet eine besondere Partnerschaft, aber auch eine besondere Verantwortung für Namibia“, sagte Tiefensee. „Im Blick auf die Verbrechen des Kaiserreichs in der Kolonialzeit können und wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dass alte Wunden heilen.“

In Namibia wird die Delegation am Dienstag und Mittwoch Gespräche über konkrete Investitionsprojekte führen. „Wir wollen der namibischen Regierung unsere Unterstützung für geplante Energie- und Bauvorhaben anbieten und uns um konkrete Aufträge bewerben“, sagte der Minister. Dazu dient insbesondere die Teilnahme an der „Invest-in-Namibia“-Konferenz in der Hauptstadt Windhuk, die von Tiefensee als offiziellem Vertreter Deutschlands mit eröffnet wird. Namibia plant im Rahmen der sog. „Harambee“-Initiative bis 2030 milliardenschwere Investitionen zur Bekämpfung der Obdachlosigkeit, zur Industrialisierung des Landes und zur Modernisierung des Energiesektors und Gesundheitswesens. Insbesondere sieht das Programm den Bau von 200.000 Häusern für die ärmsten Bevölkerungsteile vor. „Die technologische und wirtschaftliche Kompetenz Thüringens kann helfen, diese Ziele zu erreichen“, sagte Tiefensee.

Um das zu demonstrieren, wird der Minister in Okahandja ein Modellhaus der Firma PolyCare Research Technology GmbH aus dem thüringischen Gehlberg übergeben und das neue Ausbildungs- und Schulungszentrum der Waltershäuser Firma maxx-solar & energy GmbH in Windhuk eröffnen. Auf dem Programm stehen weiterhin Gespräche mit Namibias Staatspräsident Hage Geingob, Vize-Präsident Nicky Iyambo, Industrieminister Immanuel Ngatjizeko und der Ministerin für Regionalentwicklung, Sophia Shaningwa. Vorgesehen ist weiterhin auch die Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen der Namibia University of Science and Technology und der Ernst-Abbe-Hochschule Jena.

In Südafrika geht es am letzten Tag vor allem darum, die während einer Delegationsreise im Mai 2015 geknüpften Kontakte zu erneuern und zu vertiefen. Dazu stehen in Kapstadt insbesondere Treffen mit Regierungsvertretern der Region Western Cape und Kapstadts Bürgermeisterin Helen de Lille sowie Gespräche mit der Silicon Cape Initiative – einer Plattform für Gründer und Investoren der IT- und Mikroelektronik-Branche – auf dem Programm.

„Afrika ist der Zukunftskontinent und kann für die Thüringer Wirtschaft hochinteressant werden“, sagte Wirtschaftsminister Tiefensee. Größte Chancen bieten sich aus seiner Sicht vor allem in den Bereichen Energieversorgung, Rohstoffverarbeitung und Infrastruktur. So werden allein für eine stabile Stromversorgung in den Ländern südlich der Sahara nach Schätzung des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft in den kommenden Jahren bis zu 80 Milliarden Euro Investitionen nötig sein. Dabei bieten gerade die Länder der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC) – bestehend aus den Ländern Botswana, Lesotho, Mosambik, Namibia, Südafrika und Swasiland – stabile Investitionsbedingungen und einen Markt von 300 Millionen potentiellen Kunden. Am 10. Juni 2016 wurde zudem das Freihandelsabkommen EPA (Economic Partnership Agreement) zwischen der SADC und der Europäischen Union unterzeichnet, das einen zoll- und kontingentfreien Warenaustausch und einen besseren wechselseitigen Marktzugang ermöglicht.

Hintergrund: Wirtschaftsbeziehungen Thüringens mit Namibia und Südafrika

Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Thüringen und Namibia befinden sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium. So haben Firmen aus dem Freistaat im Jahr 2015 Waren im Wert von lediglich 730.000 Euro nach Namibia exportiert, wichtigste Exportgüter waren elektronische Bauelemente sowie Mess- und Regeltechnik. Dagegen ist Südafrika der wichtigste Handelspartner Thüringens auf dem afrikanischen Kontinent, die Ausfuhren in das Land am Kap lagen 2015 bei 94 Millionen Euro, die Einfuhren bei 56 Millionen Euro. Wichtigste Exportgüter waren Fahrgestelle, Motoren und Karosserien, Fahrzeuge und Wohnmobile, Geräte zur Elektrizitätserzeugung, Maschinen, Lager, Getriebe und Zahnräder. Wichtigste eingeführte Produkte waren Lastkraftwagen und Spezialfahrzeuge. Insgesamt unterhalten laut Datenbank der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen (LEG) 66 Thüringer Unternehmen Handelsbeziehungen mit Südafrika, dagegen lediglich vier mit Namibia.