Quelle: Fachverband Biogas e.V.
Der Weltmarktführer braucht klare Rahmenbedingungen
Auf der Pressekonferenz am 30.05.2016 im Rahmen der „Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschat“ IFAT betonte der Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Biogas, Dr. Claudius da Costa Gomez, dass besonders für die Abfall vergärenden Biogasanlagen in Deutschland dringend eine Anschlussregelung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verankert werden muss. „Nach dem Inkrafttreten des EEG im April 2000 waren es vor allem Abfallvergärungsanlagen, die an Netz gegangen sind. Dementsprechend werden sie auch die ersten sein, die aus der 20-jährigen Vergütung fallen“, erklärte da Costa Gomez. „Für diese Anlagen müssen jetzt dringend verlässliche Anschlussregelungen gefunden werden!“
Rund 400 Biogasanlagen im gesamten Bundesgebiet vergären biogene Abfälle und stellen dabei eine elektrische Leistung von circa 266 Megawatt (MW) zur Verfügung - was ungefähr dem Strombedarf aller Münchner Privathaushalte entspricht. Knapp ein Viertel dieser Anlagen verwerten Bio- und Grüngut aus der kommunalen Sammlung und übernehmen damit eine wichtige Entsorgungsfunktion für die Kommunen. Von den mehr als neun Millionen Tonnen, die jährlich als Park- und Rasenschnitt und über die Biotonne erfasst werden gelangen rund zwei Millionen Tonnen in die Biogasanlagen. Circa vier Millionen Tonnen organischer Reststoffe werden aktuell nicht erfasst oder noch nicht optimal in einer Biogasanlage vergoren. Um dieses Potenzial von weiteren 100 MW elektrischer Leistung zu heben fordert der Fachverband Biogas die konsequente Umsetzung des seit dem 1.1.2015 geltenden Kreislaufwirtschaftsgesetzes, das die Getrenntsammlung von Bio- und Grüngut vorschreibt.
„Die Welt schaut sehr genau auf die Entwicklung der Biogasnutzung beim Marktführer Deutschland“, unterstrich da Costa Gomez auf der Pressekonferenz. Vor allem bei der Abfallvergärung sei das internationale Interesse groß und die Nachfragen nach Vorträgen, Beratung und Unterstützung durch den weltweit größten Biogasverband steige kontinuierlich. Neben Europa, wo in Ländern wie Serbien, Italien, Frankreich und Großbritannien vor allem Kundenkontakte ausgebaut würden, kämen vermehrt Anfragen aus Südamerika (Brasilien, Chile, Kolumbien), Südostasien (Philippinen, Thailand, Malaysia) und Afrika (Ghana, Kenia, Südafrika), berichtete da Costa Gomez. Für die IFAT haben sich beim Stand des Fachverbandes in Halle B1 Stand 403/502 unter anderem Delegationen aus Brasilien, Spanien und Mexiko angekündigt.
Mit Indien unterhält der Fachverband Biogas seit Ende 2015 eine zunächst auf drei Jahre befristete Verbändepartnerschaft mit dem Ziel, den indischen Biogasverband IBA auf- und die Biogasnutzung auf dem Subkontinent auszubauen.
Um den weltweiten Einsatz von Biogas als regenerative, dezentrale Energiequelle zu forcieren unterstützt der Fachverband Biogas seine Mitgliedsfirmen beim Einstieg in den internationalen Markt: Pünktlich zur IFAT ist die englischsprachige Broschüre „Biowaste to Biogas“ erschienen, die neben einer umfassenden Darstellung des technischen Potenzials zur Vergärung industrieller, gewerblicher und landwirtschaftlicher Abfallströme eine umfassende Übersicht über die im Ausland bereits tätigen Firmen sowie eine Auswahl ihrer bisher realisierten Projekte beinhaltet. „Mit der neuen Broschüre bekommen potenzielle neue Betreiber von Biogasanlagen zum einen eine sehr gute Übersicht über die am Markt tätigen Firmen und zum anderen eine Liste mit Referenzanlagen an die Hand“, erklärte da Costa Gomez. „Und für die Firmen bietet die Broschüre eine gute Plattform, um sich den Kunden vorzustellen.“
„Allerdings“, ergänzte der Hauptgeschäftsführer mahnend, „werden die deutschen Firmen ihr Know-How und ihre Weltmarktführung nur erhalten und ausbauen können, wenn sie einen funktionierenden Heimatmarkt vorfinden. Zu Hause wird Forschung und Entwicklung betrieben - das ist der Schlüssel zum Erfolg.“