Quelle: Bundesverband WindEnergie
Windenergie an Land: Analyse deutscher Markt 2015
2015 war mit 3.535,8 Megawatt Netto-Ausbau das zweitstärkste Jahr für den Onshore-Windenergieausbau in Deutschland. Doch der Entwurf des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) 2016 löst sich von den verbindlichen Ausbaupfaden und will die Windenergie an Land mit jährlich schwankenden Ausschreibungsmengen steuern. Das verunsichert Hersteller und Betreiber.
Berlin. VDMA Power Systems und BWE fordern die Regierung auf, das EEG 2016 und den Klimaschutzplan 2050 aufeinander abzustimmen. Maßnahmen zur Kopplung der Sektoren Strom, Wärme und Mobilität müssten berücksichtigt werden. Es sei zudem nötig, das Ausschreibungsvolumen der Onshore-Windenergie über 10 Jahre zu glätten.
Das vergangene Jahr war ein gutes für die Windenergie an Land: Die Branche konnte in Deutschland 3.535,8 Megawatt netto zusätzlich installieren, wie die Deutsche WindGuard im Auftrag von Bundesverband Windenergie e.V. (BWE) und VDMA Power Systems ermittelt hat. Dies ist ein guter Zubau. Verglichen mit dem Vorjahr (4.385,9 Megawatt), als Vorzieheffekte und neue Flächenausweisungen einen Rekordzubau bewirkten, ist der Nettozubau um 19 Prozent gesunken, bleibt aber auf hohem Niveau. Die Marktanalyse erfasst den Abbau von Windenergieanlagen mit einer installierten Leistung von etwa 195,2 Megawatt, im Vergleich zum Jahr zuvor (364,4 Megawatt) ein Rückgang von 46 Prozent. Die Analyse verzeichnet den Ersatz in so genannten Repowering-Projekten mit einem Volumen von 484,1 Megawatt. Damit lag Ende 2015 die kumulierte installierte Windenergieleistung Deutschlands bei 41.651,5 Megawatt. In dem starken Windjahr wurden mit 78 Terrawattstunden rechnerisch 20 Millionen Haushalte versorgt und 12 Prozent des Bruttostromverbrauchs Deutschlands gedeckt.
Die Zahlen zeigen eine gesunde Entwicklung, doch ist die Branche alarmiert ob der wachsenden Unsicherheiten mit der Novelle des EEG. „Für die Hersteller ist eine Mengensteuerung per Ausschreibung prinzipiell geeignet, um den Zubau wettbewerblich zu organisieren. Allerdings passt es nicht, den Ausbau der erneuerbaren Energien über das Ausschreibungsvolumen der Onshore-Windenergie zu regulieren und ihn starr am 45-Prozent-Ziel im Stromsektor auszurichten. Der Zubau der Windenergie an Land würde dem EEG-Entwurf zufolge in jährlich schwankenden Volumen gesteuert. So ein volatiler Ausbaupfad auf niedrigem Niveau hätte schwere Folgen für den Technologiestandort Deutschland. Wir fordern, den Ausbau zu verstetigen und über 10 Jahre zu glätten. Weiter erwarten wir, dass sich die Bundesregierung am Ausbaupfad des EEG 2014 orientiert. Es macht zudem Sinn, das EEG 2016 parallel mit dem Klimaschutzplan 2050 festzulegen. So würden beide dazu beitragen, die Ziele in anderen Energiesektoren und im Klimaschutz zu erreichen“, sagte Matthias Zelinger, Geschäftsführer von VDMA Power Systems.
Die Windenergie an Land erlebte nach Branchenschätzungen 2015 ein großes weltweites Marktwachstum von mindestens 55.000 Megawatt, also ein Zuwachs von mehr als 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr (50.000 Megawatt). Hersteller aus Deutschland hatten und haben mit einem Weltmarktanteil von über 20 Prozent eine exzellente Position. Etwa zwei Drittel ihrer Produktion gingen im Jahr 2015 in den Export. Diese Werte basieren auf Zahlen einer Analyse für das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Direkt und indirekt beschäftigte die deutsche Onshore-Windindustrie demnach bereits 2014 etwa 130.500 Menschen, erwirtschaftete ein Umsatzvolumen von 11,8 Milliarden Euro. Bisher verdankte sie diese Stellung substantiell der positiven Entwicklung des deutschen Marktes als ihrem Heimatmarkt. „Das EEG 2016 macht jenseits der Unsicherheiten beim Ausschreibungsvolumen an vielen Stellen gute Vorschläge zur Sicherung von Innovationsführerschaft, Exporterfolg und industrieller Produktion am Standort Deutschland“, sagte Zelinger weiter. „Darauf gilt es aufzubauen etwa bei der Prototypenregelung.“
Der Blick auf die Bundesländer zeigt, dass sich in 2015 Baden-Württemberg gut entwickelt hat. Dort scheint der Knoten geplatzt zu sein. Bayern sah trotz Abstandsregelung einen nur moderaten Rückgang, da auf Basis alter Genehmigungsanträge gebaut wird. Positiv gestaltet sich der Zubau in Nordrhein-Westfalen. Der Rückgang in Schleswig-Holstein hängt auch an einer unsicheren Entwicklung der Flächen. „Wir sehen einmal mehr, dass der Schlüssel für den Ausbau der Windenergie an Land rechtssicher vorgeplante Flächen sind. Die Vorarbeit für die Regionalplanung benötigt Zeit, das sich anschließende Genehmigungsverfahren des Einzelprojekts ebenfalls. Der sich im Planungsverlauf immer wieder verändernde gesetzliche Rahmen macht es Projektierern schwer, Risiken abzuschätzen. Die Debatte um mögliche Korridore unter Ausschreibungen verschärft diese Situation. Das bedroht gerade kleine Akteure und Bürgergenossenschaften, die wir für die Akzeptanz und die Verankerung der Energiewende vor Ort aber dringend benötigen. Wir appellieren an die Bundesregierung, die von Brüssel zugelassenen Ausnahmen für diese Akteure zu nutzen“, sagte der Präsident des BWE, Hermann Albers.