Quelle: Bundesverband Solarwirtschaft

Klimaschutz zum halben Preise: Solare Fernwärme

Solarwirtschaft und Energieexperten fordern Nachbesserung des KWK-Gesetzes-Entwurfs durch den Bundestag

Trotz verbreiteter Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) werden in Deutschland bei der Fernwärmeerzeugung noch immer viel zu große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid ausgestoßen. Abhilfe könnte der Einsatz von Solarenergie bieten, wie das Beispiel Dänemark eindrucksvoll zeigt. Unser Nachbarland nutzt bereits seit einigen Jahren Solarenergie im großtechnischen Maßstab für die Fernwärmeversorgung ganzer Siedlungen.

Das Hamburg Institut hat nun berechnet, dass die vorgesehene neue KWK-Förderung bei Einsatz von fossilem Erdgas im Fernwärmesektor gegenüber der bestehenden Solarthermie den doppelten Fördereinsatz zur CO2-Einsparung benötigt. „Solare Fernwärme bietet somit Klimaschutz zum halben Preis für den Verbraucher. Der Anschluss großer Solarkollektorfelder an das Fernwärmenetz könnte die Kosten der Kohlendioxidvermeidung deutlich reduzieren“, erklärt Dr. Matthias Sandrock, Geschäftsführer des Hamburg Instituts.

Statt diese preiswerten Solarpotenziale wie in Dänemark für den Klimaschutz zu heben, droht hierzulande aktuell ihre Blockade durch eine Novelle des KWK-Gesetzes, warnen übereinstimmend Energieexperten zahlreicher wissenschaftlicher Einrichtungen und des Bundesverbandes Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar). Die Förderung der fossilen KWK im Sommer führt dazu, dass die begrenzte Wärmelast in den Wärmenetzen durch KWK-Wärme besetzt wird und keine Kapazitäten zur Aufnahme erneuerbarer Energien mehr vorhanden sind. Damit entsteht ein ungleicher Wettbewerb zwischen fossil erzeugter KWK-Wärme und Solarwärme zulasten Erneuerbarer Energien, zulasten des Klimas und zulasten der Verbraucher. Großflächige Solarthermie-Anlagen könnten Wärme zu wettbewerbsfähigen Kosten von 3 bis 5 Cent pro Kilowattstunde in Wärmenetze einspeisen. Sie bieten ein hohes Maß an langfristiger Kostensicherheit für Versorger und Verbraucher.

BSW-Solar-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig: „Der Marktzugang für solare Fernwärme wird in Deutschland erheblich erschwert, wenn der Gesetzgeber an seiner Vorstellung festhält, neue fossil befeuerte KWK-Anlagen künftig auch in den Sommermonaten großzügig zu fördern. In dieser Zeit sollte vielmehr Fernwärme aus Solarenergie genutzt werden. Der Bundestag muss den vorliegenden Gesetzesentwurf dringend nachbessern und die Förderung neuer fossil befeuerter KWK-Anlagen künftig auf die Heizperiode begrenzen. Dies sollte so gestaltet werden, dass die Rentabilität neuer KWK-Anlagen darunter nicht leidet. KWK und Solarenergie müssen künftig einander ergänzen und nicht mehr blockieren.“

 

Hintergrund

Ein Vergleich des auf die CO2-Vermeidung bezogenen Fördermitteleinsatzes für die Wärmeerzeugung aus Kraft-Wärme-Kopplung nach dem jüngsten KWKG-Referentenentwurf mit den CO2-Vermeidungskosten aus solarthermischen Anlagen im Kraftwerksmaßstab ergibt folgendes Ergebnis: Die vermiedene Tonne CO2 aus Solarwärme kostet rund 56 Euro Fördermittel, die Vermeidung der gleichen Menge des Treibhausgases durch den Einsatz konventioneller KWK-Anlagen kostet rund 120 Euro und damit etwa doppelt so viel.

Die Umsetzung des vom BSW-Solar vorgeschlagenen Heizperiodenmodells, welches ab 2018 für neu in Betrieb genommene KWK-Anlagen außerhalb der Heizperiode eine Sommerpause bei der Förderung anregt, würde nicht nur mittelfristig jährlich bis zu 5 Millionen Tonnen Kohlendioxid einsparen, sondern auch die volkswirtschaftliche Kostenbilanz für die Wärmebereitstellung erheblich verbessern.

Die KWK ist eine effiziente Technologie zur Bereitstellung von Energie. Allerdings muss die Förderung der KWK so ausgestaltet sein, dass sie mit den anderen Zielen der Energiewende kompatibel ist. Das war auch das erklärte Ziel des Bundeswirtschaftsministeriums in den Eckpunkten zum aktuellen Gesetzesentwurf. Anders als im nun vorliegenden Entwurf sollten in der jetzigen KWKG-Novelle die Voraussetzungen für eine stärker technologieoffene Fernwärmeversorgung gelegt werden. Die Integration Erneuerbarer Energien in die Wärmeversorgung trifft derzeit auch in der Energiewirtschaft auf ein verstärktes Interesse. Sie bietet dieser verlässliche wirtschaftliche Perspektiven und ein hohes Maß an Kostensicherheit, denn sie ist unabhängiger von der künftigen Entwicklung der Brennstoffpreise und vom volatilen Strommarkt.

Derzeit beruht die Wärmeversorgung in Deutschland ganz überwiegend auf Erdgas, Erdöl und Kohle. Dadurch besteht eine große Abhängigkeit von Energieimporten. Zudem sind in den letzten 25 Jahren die Wärmekosten stärker angestiegen als die Stromkosten, was zu erheblichen Belastungen von Verbrauchern und Wirtschaft geführt hat. Haushalte müssen deutlich mehr Geld für Wärme aufwenden als für Strom.