Quelle: Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft
Keller: Bund muss EEG nachbessern
„Biogas ist für das Gelingen der Energiewende unverzichtbar. Die Bioenergie ist sozusagen der ‚Kitt der Energiewende‘, der gebraucht wird, um die unsteten erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne in eine erfolgreiche Energiewende einzubinden. Bioenergie steht immer dann zur Verfügung, wenn der Strom auch gebraucht wird. Und Biogasanlagen ermöglichen eine dezentrale Stromerzeugung. Beim Ausbau der Biogasanlagen herrscht jedoch in Thüringen ebenso wie in den anderen Bundesländern seit der Reform des Erneuerbaren Energien Gesetzes (EEG) in 2014 Stillstand. Der Bund verfehlt so sein eigenes Ziel, die Energieerzeugung aus Biomasse um jährlich 100 MW zu erhöhen. Es besteht dringender Handlungsbedarf. Die Bundesregierung muss unverzüglich die EEG-Regeln überarbeiten“, forderte heute in Erfurt Landwirtschaftsministerin Birgit Keller als Resümee der 2. Thüringer Biogasfachtagung in Stadtroda.
„Bislang produzieren 260 landwirtschaftliche Biogasanlagen im Freistaat Strom aus Biomasse“, so Keller weiter. „Sorge vor einer ‚Vermaisung‘ muss dabei niemand haben. Der Maisanteil an der gesamten Ackerfläche von 9 % ist im Sinne einer gesunden Fruchtfolge eine gute Größenordnung. In Thüringen stammen vielmehr die in Biogasanlagen eingesetzten Substrate zu rund 70 % aus Gülle oder Stallmist. Um die vorhandenen Biomassepotenziale ausreichend zu erschließen, ist laut einer Marktanalyse des Bundeswirtschaftsministeriums eine um 5 – 8 ct/kWh höhere Vergütung erforderlich. Das entspräche in etwa dem Niveau des EEG 2012. Das wäre notwendig, um die Infrastruktur bei den Biogasanlagen zu erhalten und flexibel auszubauen. Selbstverständlich sollte dies unter der Maßgabe geschehen, dass ein vertretbares Verhältnis zwischen der Verwertung von Abfallbiomasse und landwirtschaftlichen Erzeugnissen erreicht wird – so wie das in Thüringen schon der Fall ist. Neben der reinen Stromerzeugung sollten wir auch die Verzahnung der Biogasanlagen mit dem Wärmemarkt vorantreiben. Durch eine sinnvolle Wärmeverwertung würde die Effizienz der Anlagen weiter gesteigert.“
Die 2. Thüringer Biogasfachtagung fand am Donnerstag (11. Juni) mit rund 100 Fachleuten im Schützenhaus von Stadtroda statt. Inhaltlich wurde die Tagung unter dem Thema ‚Wie weiter mit Biogas? – Gärproduktverwertung und Direktvermarktung‘ von der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) vorbereitet. Themen waren neben der Reform des EEG die bedarfsorientierte Stromerzeugung (Flexibilisierung von Bestandsanlagen und Direktvermarktung), die Düngewirkung von Gärprodukten und die Gärrestausbringung unter den Bedingungen der neuen Düngeverordnung. Die Tagung ist Teil einer Veranstaltungsreihe, die dreimal jährlich stattfindet. Sie wird gemeinsam getragen vom Thüringer Bauernverband e.V., dem Fachverband Biogas e.V. – Regionalgruppe Thüringen und der TLL in Jena.