Quelle: Thüringer Wirtschaftsministerium

Neues Förderprogramm soll innovative Gründungen ankurbeln

Ab 2015 Gründerprämie und Mikrokreditprogramm geplant / Neuer Thüringer Start-up-Fonds stellt 19 Millionen Euro Beteiligungskapital bereit

Neue Förderinstrumente sollen Existenzgründern in Thüringen künftig den Weg zum eigenen Unternehmen erleichtern. „Das Wirtschaftsministerium plant die Einführung einer Gründerprämie, mit der Jungunternehmer vor allem in der Vorbereitungsphase einer Gründung unterstützt werden können“, sagte Thüringens Wirtschaftsstaatssekretär Jochen Staschewski heute anlässlich des Thüringer Gründertags 2014 in der Industrie- und Handelskammer Erfurt. Zudem solle ein eigenes Mikrokreditprogramm aufgelegt und der Thüringer Gründerfonds aufgestockt werden.

Zu dem vom Thüringer Zentrum für Existenzgründungen und Unternehmertum (ThEx) organisierten Gründertag waren heute rund 160 potentielle Gründer und Jungunternehmer nach Erfurt gekommen, um sich über Chancen und Risiken einer eigenen unternehmerischen Existenz zu informieren. Die Themen der Workshops und Gesprächsrunden reichten von der Ideenfindung und Konzeption über Businesspläne, Präsentation, Marketing und Finanzierung bis zur Vertragsgestaltung. Zudem gaben erfolgreiche Gründer Tipps und Ratschläge aus der eigenen Praxis.

Die hohen Gründerzahlen vom Anfang der 90er Jahre werde Thüringen allerdings nicht mehr erreichen, sagte Staschewski weiter. Das sei angesichts der besonderen Situation Ostdeutschlands, der inzwischen wieder tragfähigen Unternehmensstruktur, aber auch dank der derzeit guten wirtschaftlichen Entwicklung ein normaler Prozess. Künftig komme es vor allem darauf an, die Zahl wissensbasierter, innovativer und kreativwirtschaftlicher Existenzgründungen zu erhöhen: „Wichtig sind vor allem Gründungen in Technologie- und Wachstumsbranchen, weil hier die Effekte für Wettbewerbsfähigkeit und qualifizierte Beschäftigung besonders hoch sind.“

Das Land unterstützt Existenzgründungen durch die Förderung von Beratung und Coaching – z.B. über den Existenzgründerpass oder über Beratungs- und Vernetzungsprojekte wie ThEx Innovativ, ThEx „Pro Gründen“ oder ThEx Kreativ. Darüber hinaus können Existenzgründer aber prinzipiell auch das gesamte Instrumentarium der Beteiligungs-, Investitions- und Qualifizierungsförderung nutzen, das das Land zur Verfügung stellt – u.a. den Thüringer Gründerfonds oder Thüringen-Invest. Insgesamt hat das Land in der zurückliegenden Legislaturperiode mehr als 120 Millionen Euro direkt zur Förderung von Existenzgründungen bereitgestellt.

Mit der Gründerprämie will das Wirtschaftsministerium ab dem kommenden Jahr vor allem innovative und besonders wachstumsträchtige Start-ups in der Vorgründungsphase unterstützen. Die Förderung besteht in einem Zuschuss von 2.000 Euro – für Akademiker: 3.000 Euro – pro Monat und richtet sich an Arbeitnehmer, die aus der Beschäftigung heraus eine unternehmerische Idee umsetzen wollen. Die Gründer erhalten so die Gelegenheit, für bis zu zwölf Monate den Start ihrer Firma konzeptionell und organisatorisch vorzubereiten.

„Der Großteil der wirtschaftlich erfolgreichen Gründungen in Deutschland – rund 80 Prozent – erfolgt aus einem Angestelltenverhältnis heraus“, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Staschewski. Anders als für Gründungen aus der Arbeitslosigkeit oder aus dem wissenschaftlichen Umfeld heraus gebe es für eine vernünftige Planung und Vorbereitung solcher Start-ups aber bisher kaum finanzielle Unterstützung. „Das wollen wir mit der Gründerprämie ändern.“ Insgesamt rechnet das Wirtschaftsministerium mit bis zu 30 innovativen Gründungen pro Jahr, die dadurch zusätzlich aus der Taufe gehoben werden könnten. Dafür sollen jährlich rund 900.000 Euro zur Verfügung gestellt werden.

Weiterhin ist geplant, ein eigenes Mikrokreditprogramm für junge Unternehmen mit zunächst geringem Mittelbedarf aufzulegen, um ihnen einen schnellen und unbürokratischen Zugang zu kleineren Kreditfinanzierungen zu ermöglichen. Zudem soll der Thüringer Gründerfonds zu einem Thüringer Start-up-Fonds mit einem Umfang von rund 19 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) ausgebaut werden, um mehr Risikobeteiligungskapital für innovative Gründungen bereitstellen zu können. Bisher standen im Gründerfonds 7,5 Millionen Euro zur Verfügung.

„Die neuen Förderprogramme sind eine willkommene Vervollständigung der bestehenden Instrumente, mit denen Thüringen bereits heute schon eine sehr gute Qualität seiner Gründungen und jungen Unternehmen erreicht hat“, so Dirk Kiefer, Leiter des Thüringer Zentrums für Existenzgründungen (ThEx). Die Beratungs- und Vernetzungsangebote im Verbund des ThEx würden damit noch wirkungsvoller und passgenauer auf die tatsächlichen Bedarfe von Gründungsinteressierten und KMU einsetzbar. 

Hintergrund:

Rund 14.000 Thüringerinnen und Thüringer haben laut Thüringer Landesamt für Statistik (TLS) im vergangenen Jahr den Schritt in die berufliche Selbständigkeit gewagt, 27 Prozent dieser Neugründungen waren größere Betriebe mit mehreren Beschäftigten. Bei diesen wichtigen „Gründungen mit größerer wirtschaftlicher Substanz“ lag Thüringen um zehn Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt (17,1 Prozent).

Zentrale Anlaufstelle für alle Existenzgründer im Freistaat ist das „Thüringer Zentrums für Existenzgründungen und Unternehmertum“ (www.thex.de), in dem alle geförderten Beratungsangebote der Kammern und zielgruppenspezifischen Netzwerke für Existenzgründer zusammengeführt wurden. Bis zum Jahr 2015 errichtet die IHK Erfurt auf ihrem Gelände zudem einen Erweiterungsbau, in dem das ThEx seinen Sitz haben wird.