Quelle: Ernst-Abbe-Hochschule

Wieviel Strom braucht der Mensch?

Diskussionen bei der Ringvorlesung der Ernst-Abbe-Hochschule am vergangenen 4. Juni im Jenaer Klima-Pavillon

© Quelle: Ernst-Abbe-Hochschule

Die Diskussionen bei der Ringvorlesung der Ernst-Abbe-Hochschule am vergangenen 4. Juni im Jenaer Klima-Pavillon zeigten, dass die Thematik Kohleausstieg von einem Konsens in der Gesellschaft noch weit entfernt ist. Energiewende ja, aber bitte nicht vor der eigenen Haustür – so ließe sich das Dilemma auf den Punkt bringen.

Zum Thema „Herausforderung Kohleausstieg – Hintergründe und Folgen“ diskutierten die EAH-Professoren Matthias Schirmer und Ulrich Lakemann sowie Prof. Reinhard Guthke, als Vertreter der BürgerEnergie Jena.

„Zum Kohleausstieg gibt es eigentlich immer eine polarisierte Diskussion“ meinte Schirmer und verdeutlichte die Spannungsfelder zwischen den Zielen der Bundesregierung und der bundesweiten Umsetzung. Das Erreichen der Ziele der Kohlekommission bis 2050 ist nur mit dem Kohleausstieg schaffbar, die Versorgungssicherheit wäre gewährleistet und nur eine geringe Erhöhung des Strompreises sei zu erwarten, so der Wirtschaftsingenieur zu den Fakten.

Laut Umfrageergebnissen ist die Akzeptanz der Bevölkerung zum Kohleausstieg mehrheitlich gegeben, trotz zahlreicher Bürgerinitiativen, erläuterte Lakemann. Ein Problem sei jedoch das Fehlen von angemessenen Strukturwandlungsprozessen in den betroffenen Regionen. Guthke ergänzte, dass es Beispiele für den technischen Ersatz der Kohle gäbe, welche die Bevölkerung erst noch akzeptieren müsse.

Die Diskussion zeigte die Schwierigkeit, tragbare Lösungen zu finden. Aus soziologischer Perspektive habe Klimaschutz nicht nur einen ökonomischen, sondern auch einen moralischen Wert. Die Verursacher sollten die Kosten tragen, so ein Beitrag aus dem Publikum.

Die Spanne der Meinungen reichte vom „Loslassen unseres Komforts für den Klimaschutz“ bis hin zur Forderung, den Energieverbrauch nicht an den wirtschaftlichen Gewinn, sondern den realen Bedürfnissen anzupassen, in etwa nach der Frage: „Wieviel Strom braucht der Mensch wirklich?“.

Moderatorin Jana Liebe, Geschäftsführerin des „Thüringer Erneuerbare Energien Netzwerk e.V.“ fasste zusammen: das Abgaben- und Umlagesystem müsse dringend überarbeitet und Richtung Klimaschutz reformiert werden, ein komplexer Veränderungsprozess müsse alle Bereiche, wie Ressourcenverbrauch, Mobilität und Konsum, einbeziehen und die Menschen müssten „mitgenommen“ werden.